Das Internet ist aus diesem Jahrzehnt nicht mehr
wegzudenken. Jeder ist am Tag mindestens einmal im Netz unterwegs. Sei es auf
dem Weg zur Arbeit mit dem Smartphone oder zu Hause auf der Couch mit dem
Laptop. Es scheint so, als ob jeder das gleiche im großen World Wide Web macht. Doch der Schein trügt.
Im heutigen Zeitalter gibt es mehr Produzenten, als Konsumenten. Sie schreiben
eigene Blogs, über Modesünden, die neusten Limited Editions von Kosmetikfirmen
und nicht zu vergessen die herzzerreißenden Liebesgeschichten.
Selbstinszenierung im Web
Mittlerweile wird
es zum Trend, sich direkt vor die eigene Kamera setzen und eigene Videos zu
drehen. Diese Videos werden dann auf dem weltberühmten Videoportal YouTube
hochgeladen.
YouTube ist dafür bekannt, dass jeder auf der ganzen Welt Videos
hochladen kann. Die Videos können unterschiedlicher nicht sein. Von lustigen
Bewegtbildmaterial, Gesangstalenten bis hin zu den berühmten Beautyvideos, ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Auch die
Deutschen springen immer mehr auf diese neue Art der Unterhaltung auf. Die
Segel selber in die Hand nehmen und sich das eigene Programm zusammenstellen,
das scheint das neue Motto zu sein. Da kann das alte und triste
Fernsehprogramm, welches fast nur noch aus Wiederholungen besteht, gerne
einpacken. Frische und neue Gesichter wollen die Menschen sehen. Leute, die wir
auf der Straße sehen, die unsere Nachbarn sein können. Mit denen wir uns
identifizieren können. Im letzten Jahr nutzten knapp 40 Millionen Deutsche das
Videoportal. Pro Tag waren es ca. 11 Millionen Nutzer. Das Portal bleibt an keinem
Tag unberührt.
Humor in Musikvideos
Die Spezialität bei AlexiBexi Videos richtet sich vor allem
auf die deutsche Übersetzung von bekannten Chartstürmern aus der ganzen Welt.
Er singt die Lieder und dreht dafür ein neues Musikvideo. Seit 2010 lädt er
diese Videos bei YouTube hoch und konnte damit rund 500.000 Menschen
begeistern, die ihm folgen. Videos zu drehen sei eine Leidenschaft von ihm, die
ihm schon seit seiner Kindheit begleitet hatte. So war es für ihn fast logisch,
dass er sich, je älter er wurde, mehr mit diesem Thema beschäftigt. Der 24-
Jährige sieht YouTube bis jetzt nicht als seinen Beruf an. Wie die meisten
YouTuber ist auch er Student und findet neben dem tristen Unialltag noch Zeit,
um seine Videos zu drehen.
Nach der Uni könnte er sich es aber durchaus
vorstellen, YouTube zu seinem Beruf zu machen. AlexiBexi beschrieb seinen
Alltag mit diesen wenigen Worten: aufstehen, frühstücken, arbeiten, lernen,
überleben, schlafen. Das winzig kleine Wort „überleben“ machte diese
Beschreibung allerdings sehr lebendig. Denn wer versucht nicht, in seinem
tristen Alltag zu überleben?
Besonders die Studenten, wie Alex leben jeden Tag
mit dem Gedanken, dass sie das Beste daraus machen sollten. Umso einfacher ist
es, wenn der neue Zeitvertreib YouTube mit an seiner Seite steht. Noch dazu
kommt, dass er das Gelernte aus seinem Studiengang Regie für Film und
Fernsehen, in seine Videos einbauen kann. So kann er gleichzeitig das neu
Erlernte umsetzten und üben. Eine bessere und spannendere Nebenaktivität gibt
es wohl kaum.
Der Kreativität werden keine Grenzen gesetzt, es wird sich so
ausgetobt, wie es einem in den Sinn kommt. Die Videos von AlexiBexi haben einen
hohen Unterhaltungswert. Sobald es ein neues, trendverdächtiges Video aus aller
Welt gibt, nimmt sich AlexiBexi diese zur Brust und versucht seinen ganz
eigenen Stil draufzugeben. Inspiriert wird er dabei von seinen Freunden, dem
altbekannten Alltag, Filme, Musik und wie er es selbst gerne sagt: „ausgiebige
Sitzungen auf Klo“.
Statistiken zufolge haben deutschen YouTuber, die ihre
Kanäle aus Hamburg ins Leben gerufen haben, im Durchschnitt rund 1,7 Millionen
Abonnenten. Damit stehen die Hamburger auf Platz eins. AlexiBexi gehört
ebenfalls zu diesem Phänomen. So könnte vermutet werden, dass er auf Hamburgs-
Straßen eher angesprochen wird, als im Rest des Landes. Doch dies ist nicht der
Fall, wie er mir sagte. Im Norden würde er weniger angesprochen, als wenn er
Richtung Süden unterwegs sei. Dort wird er häufiger angesprochen. Es scheint
also so, als ob AlexiBexi im eigenen Bundesland weniger bekannt ist, als im
Rest des Landes. Von seinen Freunden oder Verwandten wird ihm allerdings auch
kein Interesse entgegengebracht. Mehr als ein „ist ja cool“ höre es meistens
nicht zu diesem Thema.
Im YouTube- Geschehen wird es auch mehr und mehr zum
Trend, dass bekannte Firmen den Kanälen Produkte zum Testen zur Verfügung
stellen. Doch auch dort scheint es Unterschiede zu geben. AlexBexi erzählte
mir, dass er zum Beispiel nichts gegen kleine Give- Aways einzuwenden hat.
Schließlich findet jeder dieser kleinen Geschenke toll. Anders ist seine
Meinung allerdings dann, wenn es um das direkte Sponsoring geht, er möchte in
dieser Hinsicht „nicht käuflich sein beziehungsweise werden“.
Buchtipps gepaart mit Beautytricks
TheBuchFreundin
dreht hauptsächlich Beautyvideos, liefert Ratschläge für den Alltag und kreiert
eigene Rezensionen von Büchern, die sie gelesen hat. Wie auch AlexiBexi dreht
auch sie bereits seit circa drei Jahren Videos. Ihre Inspiration lag dabei
allerdings ganz woanders. Bevor sie anfing selber zu drehen, war sie eine
Zuschauerin von „Kossis Welt“.
Durch ihre Videos wurde Laura, wie
TheBuchFreundin im eigentlichen Leben heißt, darauf aufmerksam selber eine Art
von Videokritiken zu Büchern zu drehen. Ebenso, wie die meisten YouTuber ist
auch sie Studentin. Somit lässt sich ihr Beruf auch gut damit vereinbaren, denn
sie habe ja genug Zeit, wie sie mir erzählte. Ihr Alltag sieht auch
dementsprechend aus. Durch die freie Zeiteinteilung an der Universität, fängt
ihr Tag meistens mit dem Ausschlafen an, um dann zur Vorlesung zu gehen und
danach wird dann gelernt oder sich mit Freunden getroffen oder eben auch die
bekannten Videos zu drehen.
Die Inspiration zu ihren Videos findet sie auf den
Straßen. Besonders bei Mode- Videos lässt sie ihren Blicken freien Lauf und
schaut, wer was und wie in der unmittelbaren Umgebung kombiniert. Außerdem
fallen ihr auch neue Ideen ein, wenn sie einen Fernsehbeitrag schaut oder im
Internet durch Blogs sucht. Eine etwas andere Inspiration sind ihre eigenen Zuschauer. Laut ihrer
Aussage, haben ihre Abonnenten „wirklich viele Ideen“ für sie parat. So kann
sie, wenn Ihre Ideen wirklich einmal ausgehen, einfach bei ihren Zuschauern via
Facebook oder Instagram nachfragen.
Mit ihren rund 9.000 Abonnenten gehört sie
eher zu der Riege, der noch nicht allzu sehr bekannten YouTubern. So wird sie
nur ab und zu auf der Straße angesprochen und kann sich auf ein bis jetzt noch
ruhiges Leben erfreuen, obwohl sie eigentlich auf der ganzen Welt zu sehen sein
kann. Von ihren Freunden und Verwandten bekommt sie nur Zustimmung. Sie sagt
selbst, dass sie das super finden und ihr helfen neue Ideen zu finden.
Auch ihr
Kanal würde zu den gut platzierten und bedachten Produktbewertungen passen.
Laura selbst bekommt auch mit, dass über dieses Thema viel diskutiert wird.
Alles in allem, findet sie „nichts Schlimmes daran, dass ein Unternehmen seine
Produkte an den Markt bringen möchte.“
Wir alle haben jeden Tag Kontakt mit Plakaten,
Fernsehwerbung und auch Werbung im Internet. Da stört es kaum jemanden, dass
einige YouTuber Produkte gestellt bekommen. Auch Laura hat gegen das reine
Testen nichts, sobald sie alle ihre ehrliche Meinung abgeben, finde sie das
vollkommen okay. Allerdings stehe sie bezahlten Werbevideos negativ entgegen,
das habe für sie nichts mehr mit einer eigenen Meinung zu tun.
Sponsoring auf YouTube
Eine Firma, die ihre Produkte gerne sponsert, ist die
Glossybox. Dies ist eine Beautybox, die monatlich nach Hause geschickt wird. Dort
enthalten sind fünf Produkte, die individuell auf das zuvor angelegte
Beautyprofil abgestimmt sind. Das Unternehmen suche ihre Blogger nicht nach
einem bestimmten Muster aus. Sie versuchen nur, so vielen Menschen wie möglich
ihre Box vorzustellen. Dabei laden sie ausdrücklich dazu ein, dass sie ihre
eigene Meinung preisgeben. Das Unternehmen freue sich auch über
konstruktiv-kritische Berichte, damit sie immer besser werden können.
So sollte also der Zuschauer davon ausgehen, dass die
meisten Videos auf YouTube nicht von Unternehmen bezahlt werden und jeder
YouTuber seine eigene Meinung preisgibt. Es sei denn, es wird im Video oder
unter diesem anders dargestellt. Sobald dies der Fall sein sollte, könne ja der
Konsument das Video einfach ausschalten und sich ein neues suchen, welches
ebenfalls das Thema behandelt, jedoch eine eigene Meinung darstellt.
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